Mein erstes Piano! (In Wirklichkeit war es natürlich das Piano meines Vaters Heinrich Thein) Ein wunderschönes kleines braunes Piano der Firma Feurich. Die geringe Größe (Modell 100 cm) wurde den steilen Treppenstufen des alten Haus im beliebten Bremer Schnoorviertel geschuldet. Allerdings ist der Klang unglaublich für die Größe des Instruments. Und ich bin Heinrich immer noch dankbar, daß er das Klavier später in mein Zimmer gestellt hat. Viele Eltern machen nämlich den Fehler, daß sie das Klavier im Wohnzimmer lassen, auch wenn die Kinder ernsthaft üben und Musiker werden wollen. Oft kollidieren dann leider andere Aktivitäten im Wohnzimmer wie z.B. Fernsehen oder Gespräche mit der nötigen Ruhe zum Üben. Im Film Vitus gibt es eine bezeichnende Szene zu diesem schwierigen Thema. Und zwar in der 27. Minute des Films, wo er seine Eltern aussperrt, weil sie das Klavier nicht in sein Zimmer stellen wollen.
Die Firma Feurich wurde 1851 in Leipzig gegründet
Nach der Zwangsenteignung 1959 von Firma und Vermögen durch die DDR gab es nur eine Perspektive – die Abwanderung nach Westdeutschland. Hier fand man in Mittelfranken ein neues Zuhause und eine Zukunft. Eine äußerst erfolgreiche Zeit begann. In einer Produktionsgemeinschaft bei der Firma Euterpe wurde die FEURICH-Fertigung in Langlau/Mittelfranken stetig weiter ausgebaut. Ende der besonders erfolgreichen 1970er-Jahre beschäftigte man bis zu 276 Mitarbeiter bei einer Jahresproduktion von rund 2000 Klavieren und 300 Flügeln.
Und eines dieser 2000 Klaviere war unseres. Am Anfang noch braun wurde es dann nach der Scheidung von meinem Vater in weiß umlackiert. Ich persönlich mag weder weiße Klaviere noch Flügel, aber dem Klang hat es gottseidank nicht geschadet. Ich habe einige Aufnahmen aus der Zeit, als das Klavier in meinem Zimmer stand. Es sind allerdings alles Audiocassetten, von denen ich bisher nur wenige für ein Geschenk an meine Exfrau Brigitte digitalisiert habe. Eines davon trägt den passenden Namen „Personal Voyage“ Ich habe damals viel mit Tonbandeinspielungen und Sounds gearbeitet, in diesem Fall sind es die Geräusche der deutschen Bundesbahn. Das Stück ist komplett frei improvisiert worden.
Heute steht das Instrument bei Familie Perplies in Bremen-Findorff. Das Video zur Improvisation dort ist bei den Videos unter „Mein erstes Klavier“ zu finden.